Eine Rose Eine Rose

Offenbarung

Der Mystiker sucht nach Gott. Gott ist aber laut der Bahá'í-Religion unbegreifbar, unfassbar und nicht zu beschreiben. Wenn dem so ist, wie kann man dann jemals etwas finden? Auf diese Frage kann man 2 Antworten finden. Die eine besagt, das auch das Erkennen das man nichts Erkennen kann eine Einsicht und wahre Erkenntnis an sich ist. Das ist tiefste Mystik. Wenn man nicht ganz so tief gehen will gibt es aber noch eine zweite Antwort die vor allem auch in der Bahá'í-Religion immer wieder vorkommt: Der Offenbarer (Jesus, Mohammed, Bahá'u'lláh) ist quasi Gottes Stellvertreter auf Erden. Ihn zu finden bedeutet Gott zu finden. In ihm findet sich das wahre Spiegelbild Gottes.

Offenbarung, so wie es die Bahá'í Religion versteht ist nicht nur ein einfaches Ereignis, das jemand kommt und ein göttlich inspiriertes Buch schreibt, sondern ein viel gewaltigeres Ereignis. Tatsächlich beschreibt Bahá'u'lláh, Offenbarung als ein Vorgang, bei dem regelrecht die Schöpfung neu geschaffen wird. Dies ist geistig, aber durchaus auch materiell zu verstehen. Betrachtet man es "kosmologisch" so erklärt die Bahá'í-Religion im Prinzip folgendes: Gott ist außerhalb von Zeit und Raum, er ist präexistent zu allem anderen, nicht nur vor der Zeit innerhalb der Zeit, sondern sogar vor der Erschaffung der Zeit. Da auch Zeit eine Schöpfung ist muß Schöpfung innerhalb der Zeit ein kontinuierlicher nicht auf einen Punkt begrenzter Vorgang sein. Es wird also innerhalb der Zeit allzeit geschaffen. Von was geht dann innerhalb der Schöpfung das "erschaffen" aus?

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Nach der Bahá'í-Religion ist das erste was Gott erschaffen hat das "Wort Gottes", der Logos. Dieses ist ebenfalls präexistent zu allen anderen Dingen außer zu Gott. Das Wort Gottes hat dann alle anderen Dinge geschaffen. Im Prinzip besagt die Bahá'í-Religion das es 4 Welten gibt: Die Welt Gottes, diese ist unbegreifbar und nichts läßt sich darüber sagen. Die Welt des Logos. Diese Welt ist ebenfalls für uns normale Menschen unbegreifbar und entspricht der Stufe der Offenbarung. Schöpfung an sich geschieht durch diese Stufe. Danach kommt die Stufe des Geistes. Dies ist jene Welt die wir nach unserem Tod erleben. Momentan ist sie ebenfalls für uns unbegreifbar, aber nicht für immer. Danach kommt die materielle Welt, so wie wir sie kennen. Damit diese Welt erschaffen werden kann, bedarf es eines Kontakts zwischen diesen Welten. Der Kontakt zwischen Gott und Schöpfung (sofern man auf dieser für uns sowieso nicht vorstellbaren Stufe überhaupt von "Kontakt" sprechen können) stellt der Logos, bzw. die Offenbarung dar, was man ruhig gleichsetzen kann. Der Logos muß nun aber damit er alle anderen Stufen erschaffen kann, auch in diesen sich zeigen. Dies geschieht durch eine Person. Der Mensch ist durch seine geistig-materielle Zwitternatur ohnehin Bindeglied zwischen geistiger Welt und materieller Welt. Im Offenbarer kommt noch das dritte Element der Offenbarung oder des Logos hinzu. darum heißt es auch in der Bibel: "Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dieser war im Anfang bei Gott. Alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ward auch nicht eines von dem was geworden." und weiter schließlich: "Und der Logos wurde Fleisch" (Johannes 1:1 - 3 und 1:14).

Das heißt zusammengefaßt, daß jedes erscheinen eines Offenbarers nichts anderes als ein Schöpfungsakt innerhalb der Grenzen von Zeit und Raum ist. Laut Bahá'u'lláh geschieht dies etwa alle 1000 Jahre einmal. Diese 1000 Jahre sollte man nicht ganz exakt nehmen und hinzu kommt das wenn ein Offenbarer durch einen der seinen verraten wird, die Religion nur halb so lange hält. Von Moses zu Jesus waren es etwa 1200 Jahre. Von Jesus zu Mohammed waren es ca. 600 Jahre, Jesus wurde durch Judas verraten. Von Mohammed bis Bahá'u'lláh waren es ca. 1300 Jahre. Hinzuziehen sollte man dabei auch stets die Zeit die sich durch von den Offenbarern ernannte Nachfolger in der göttlichen Führung noch etwas verlängert. Nach Mohammed gab es noch 260 Jahre lang die Führung der Imame nach shiitischen Glauben. Die Offenbarung des Báb war sogar exakt im Jahre 1260 islamischer Zeitrechnung (also 1000 Jahre + 260 Jahre). Bahá'u'lláh schreibt über die Dauer seiner eigenen Offenbarung: "Wer vor Ablauf eines vollen Jahrtausends den Anspruch auf eine unmittelbare Offenbarung von Gott erhebt, ist gewiß ein Lügner und Betrüger" (Ährenlese 165).

Der größte Tag

Was schreibt nun die Bahá'í-Religion über die Bedeutung des Ereignisses des Kommens eines Offenbarers?

Der Báb schreibt:

Der Tag der Auferstehung ist ein Tag, an dem die Sonne auf und untergeht wie an jedem anderen Tag. Wie oft dämmerte der Tag der Auferstehung, und die Menschen des Landes, wo dies geschah, haben es nicht bemerkt. Hätten sie davon gehört, sie hätten es nicht geglaubt, und so wurde es ihnen nicht gesagt. Als der Gesandte Gottes erschien, verkündete Er den Ungläubigen nicht, daß die Auferstehung gekommen war, denn sie konnten die Kunde nicht tragen. Jener Tag ist fürwahr ein unendlich gewaltiger Tag, denn an ihm verkündet der Göttliche Baum von Ewigkeit zu Ewigkeit: »Wahrlich, Ich bin Gott. Kein Gott ist außer Mir.« Trotzdem glauben die da verhüllt sind, Er sei wie sie, und sie weigern sich sogar, Ihn einen Gläubigen zu nennen, obwohl dieser Titel im Gebiete Seines himmlischen Königreiches auf ewig dem unbedeutendsten Anhänger der Ihm vorangegangenen Sendung verliehen ist. Denn hätte das Volk in den Tagen des Gesandten Gottes Ihn wenigstens als einen Gläubigen ihrer Zeit angesehen, wie hätten sie Ihm dann in den sieben Jahren, während Er auf dem Berge weilte, den Zutritt zu Seinem Heiligen Haus verweigert? So auch in dieser Sendung des Punktes des Bayán; hätten die Menschen sich nicht geweigert, Ihm den Namen Gläubiger zuzugestehen, wie hätten sie Ihn dann auf diesem Berg einkerkern können ohne zu erkennen, daß der Inbegriff des Glaubens sein Dasein einem Wort von Ihm verdankt? Ihre Herzen sind der Kraft wahrer Einsicht beraubt und also können sie nicht sehen, während die mit geistigen Augen Begabten wie Nachtfalter um das Licht der Wahrheit kreisen, bis sie verzehrt werden. Aus diesem Grund wird gesagt, der Tag der Auferstehung sei der größte aller Tage, und doch ist er wie jeder andere Tag.1

Am interressantesten zu diesen Thema sind jedoch die Ausführungen Bahá'u'lláhs im Kitáb-i-Iqán. Das Hauptthema des Kitáb-i-Iqán ist die fortschreitende Gottesoffenbarung, die Bedeutung sinnbildlicher Ausdrücke, wie Sonne, Mond, Auferstehung, Wiederkunft etc. wie auch wie jedes mal wenn ein Offenbarer kommt entsprechender Wiederstand der Geistlichen entsteht und eben die Bedeutung jenes Kommens eines Offenbarers.

Bahá'u'lláh schreibt das eines der wichtigsten Themen, daß in allen in allen heiligen Schriften der Vergangenheit offenbart wurde, daß Erreichen der göttlichen Gegenwart ist. Jenes Erreichen der göttlichen Gegenwart ist nur durch das Erreichen der Gegenwart des Offenbarers zu erreichen. Bahá'u'lláh schreibt sogar das einzigster Sinn und Lebenszweck des Menschen genau darin liegt. Wenn dem so ist müßte man gerade danach hungern das wieder ein neuer Offenbarer kommt. Jedoch genau das Gegenteil zeigt sich bei vielen Menschen. Stets haben die Angehörigen der vorangegangenen Religion den Offenbarer der neuen Religion abgelehnt, allen voran die Geistlichen und Gelehrten. Stets werden Gründe gebastelt warum nach dem eigenen Offenbarer kein neuer mehr kommen soll und diese aus den jeweiligen Schriften abgeleitet. Dabei ist in allen Schriften auch die Rede von einem Tag der Auferstehung, einer Wiederkunft und dergleichen. Diese wird allen Gläubigen verheißen. Sie wird als Ziel für alle Gläubigen definiert. Bahá'u'lláh schreibt über dieses Thema sehr ausführlich im Kitáb-i-Iqán. Letztendlich zeigen auch die Bahá'í den gleichen Glauben wie die Anhänger früherer Religionen, wenn sie sagen, das die Aussage Bahá'u'lláhs der nächste Offenbarer kommt nicht vor 1000 Jahren auch bedeuten könnte, daß er erst in 2000 Jahren kommen könnte. Eigentlich müßte man sich das erscheinen des nächsten Offenbarers eher sehnlichst schnell herbeiwünschen, da dies ja unser Ziel laut Bahá'u'lláh ist. Laut Báb und Bahá'u'lláh ist der Zweck einer Religion nur der seine Anhänger auf den nächsten Offenbarer vorzubereiten. So ist es auch Sinn und Zweck der Bahá'í-Religion seine Anhänger vorzubereiten auf die nach ihr folgende Offenbarung. Wer in Gott verliebt ist, wird sich sein Spiegelbild auf Erden (den Offenbarer) sehnlichst herbeiwünschen, egal unter welchen Namen. Er wird darum beten ihn zu erkennen wenn es so weit ist und nicht sagen, vielleicht dauert es auch noch ein bisschen länger bis er kommt.

Wer nun sagt, dies ist in unserer heutigen Zeit irrelevant, da Bahá'u'lláhs Offenbarung erst so kurze Zeit her ist, so muß ich dazu sagen, daß erstens unsere heutigen Aussagen auch ein Vermächtnis für unsere Nachkommen sind und zweitens auch Auswirkungen auf unsere Entwicklung nach unserem Tode haben.